International - 10.05.2024

Besuch in Mannheims Partnerstadt Toulon

Die erste Auslandsreise seit seinem Amtsantritt führte Oberbürgermeister Christian Specht am 8. und 9. Mai 2024 nach Toulon, in Mannheims zweitälteste Partnerstadt. Im Mittelpunkt der Reise standen die Teilnahme an einer Gedenkfeier zum Ende des Zweiten Weltkriegs sowie der deutsch-französische Austausch und die Zusammenarbeit in verschiedenen Projekten.
„Die Städtepartnerschaft zwischen Toulon und Mannheim feiert in diesem Jahr ihr 65-jähriges Bestehen und ist damit eine der ältesten internationalen Verbindungen der Stadt Mannheim“, betonte Oberbürgermeister Specht die enge Verbundenheit beider Städte. Unsere Städtepartnerschaft ist ein Beispiel für Zusammenarbeit, gegenseitiges Verständnis und Solidarität. Gemeinsam haben wir die Narben der Vergangenheit überwunden und eine starke Beziehung aufgebaut - basierend auf Austausch, Zusammenarbeit und Unterstützung“, erklärt Oberbürgermeister Christian Specht am Ende seines Aufenthalts.

Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs

Am 8. Mai nahm Oberbürgermeister Christian Specht am offiziellen Gedenken zum Ende des Zweiten Weltkriegs teil. Er legte zusammen mit seiner Amtskollegin, Oberbürgermeisterin Josée Massi, einen Kranz am Ehrendenkmal der Gefallenen nieder: „Es war für mich ein besonderer Moment, ein so bedeutendes Ereignis zu ehren. Vor 79 Jahren endete der dunkelste Moment in der Geschichte Deutschlands - ein Erbe, das wir Deutschen jeden Tag mit uns tragen. Es war bewegend, bei der Zeremonie heute dabei zu sein und derer zu gedenken, die in diesem schrecklichen Krieg ihr Leben verloren haben. Aus den Trümmern des Krieges ist etwas ganz Besonderes entstanden: die Freundschaft zwischen Mannheim und Toulon, sowie zwischen Hunderten anderer deutscher und französischer Städte“, erklärte der Oberbürgermeister. Die Zeremonie wurde untermalt durch den Marinemusikcorps Toulon. Hervorzuheben ist die Teilnahme des Admirals der Marinebasis und der Veteranen aus verschiedenen Epochen.
Die Marine spielt in der Küstenstadt, die Frankreichs größten Militärhafen beherbergt, eine besondere Rolle. Im Zweiten Weltkrieg wurde Toulon durch seine wichtige militärstrategische Hafenlage zu einem Hauptschauplatz des Befreiungskampfes durch die USA, Großbritannien und die französischen Streitkräfte des General De Lattre zusammen mit Teilen der Résistance. Eine Museumsausstellung auf der Anhöhe des Mont Faron - ein weiterer Programmpunkt der OB-Reise - stellt eindrücklich die Zusammenhänge dar.

Deutsch-Französische Zusammenarbeit

Die seit 2023 amtierende Oberbürgermeisterin Toulons, Josée Massi, empfing Christian Specht am Vormittag des 8. Mai im Rathaus. Zu diesem Anlass trug sich Specht in das goldene Buch der Stadt ein. Massi überreichte eine Gedenkmedaille zur 65-jährigen Partnerschaft mit Mannheim. „Der Austausch mit Frau Massi war intensiv und von Anfang an sehr offen und freundschaftlich“, konstatierte OB Specht. „Wir haben dieselbe Perspektive auf die deutsch-französische Freundschaft und die wichtige Partnerschaftsarbeit zwischen unseren Kommunen.“ Beide Stadtoberhäupter legen einen Schwerpunkt auf die Förderungen des deutsch-französischen Austausches, insbesondere unter jungen Leuten. So machte Josée Massi, ehemals Lehrerin für Mathematik, deutlich: „Die Zukunft gehört der Generation, die heute nicht größer als ein Meter ist.“
Am Abend traf Oberbürgermeister Specht mit rund 70 Aktiven der Städtepartnerschaft zusammen, darunter ehrenamtliche Akteure verschiedener deutsch-französischer Organisationen, Lehrkräfte des interkulturellen Austauschs sowie Vertreterinnen und Vertreter internationaler Vereine zur Förderung der bilateralen Verbindungen nach Polen, Großbritannien, Italien und in die USA. OB Specht würdigte die bedeutende Rolle der Staaten Frankreich und Deutschland in einem vereinten Europa. Er unterstrich die Bedeutung der Städtepartnerschaften und des Engagements der Menschen, die sie mit Leben füllen: „Dank Ihnen, den Lehrern, den Mitgliedern von Vereinen, den Freiwilligen, ist der Austausch zwischen Toulon und Mannheim so stark. Sie beleben die deutsch-französische Freundschaft. Durch Ihr Engagement senden Sie alle ein starkes Signal für Freiheit und Freundschaft in der Welt. Bitte setzen Sie Ihr Engagement in unserer Freundschaft fort und motivieren Sie andere dazu. Unsere europäische Idee wird durch Ihr Handeln konkret.“

Gemeinsames Jugendpartizipationsprojekt mit Toulon

Ein besonderer Programmpunkt der Reise in die französische Partnerstadt war der Austausch mit dem Conseil de la Vie Etudiante (Jugendrat Toulon) und zwei Mannheimer Jugendlichen des deutsch-französischen Jugendpartizipationsprojekts #keepitclean. #keepitclean ist eine seit 2022 bestehende Kooperation zwischen Mannheim und seiner südfranzösischen Partnerstadt mit dem Ziel, Müll und Verschmutzung der Umwelt zu verringern. In Toulon wurden – wie schon in Mannheim - „Abstimm-Aschenbecher“ in Betrieb genommen und am 9. Mai mit OB Specht und Magali Turbatte, der Beigeordneten für internationale Zusammenarbeit, Tourismus, Innovation und Wirtschaft, feierlich eröffnet. Mit dem Einwerfen einer gelöschten Zigarette werden Fragen zur Partnerstadt beantwortet - ein spielerischer Anreiz zur korrekten Müllentsorgung.

„Unsere Jugendlichen haben sich zusammengetan, um etwas Gemeinsames zu schaffen. Sie haben ein Projekt ins Leben gerufen, das unsere beiden Städte auf spielerische Weise verbindet und zum Umweltschutz beiträgt“, so OB Specht im Rahmen des Zusammentreffens mit den Jugendlichen. Und er ergänzte: „Die Städtepartnerschaft zwischen Toulon und Mannheim ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, gemeinsam an den Zukunftsthemen zu arbeiten, die uns alle betreffen. Deshalb unterstütze ich die Idee eines deutsch-französischen Jugendrates von ganzem Herzen“. Ein deutsch-französischer Jugendrat könne wichtige Themen ansprechen, die jungen Menschen ermöglichten, sich auf kommunaler Ebene zu engagieren und ihre eigenen Projekte voranzutreiben, denn: „Wenn wir den Umweltschutz vorantreiben wollen, müssen wir über Grenzen hinweg denken. Wir müssen unsere Ideen austauschen und uns gegenseitig bei der Entwicklung von Lösungen unterstützen“, stellte der Oberbürgermeister fest.

Geschichte der Städtepartnerschaft zwischen Toulon und Mannheim

Die Städtepartnerschaft zwischen Mannheim und Toulon wurde Ende der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts offiziell begründet, als Teil der Bemühungen um die Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach der Unterzeichnung einer Partnerschaftsurkunde im Jahr 1959 entwickelten sich zahlreiche Kontakte auf verschiedenen Ebenen, einschließlich schulischer, kirchlicher und sportlicher Aktivitäten. Die Partnerschaft wurde durch die Taufe von Straßen und Plätzen – 1965 der „Rue de Mannheim“ in Toulon und 1966 der Einweihung des Toulon-Platzes in Mannheim- in beiden Städten sowie durch die Auszeichnung mit der Ehrenfahne des Europarates im Jahr 1969 gefestigt.

In den 1970er, 80er und 90er Jahren fanden weiterhin zahlreiche Begegnungen und Austausche statt, sowohl auf zivilgesellschaftlicher Ebene als auch durch offizielle Delegationsbesuche. Ein Hubschrauberabsturz im Jahr 1982, bei dem 23 Fallschirmspringer aus Toulon in Mannheim ums Leben kamen, markierte einen Schockmoment in der gemeinsamen Städtepartnerschaftsgeschichte. Das Gedenken an diesen schicksalhaften Tag wird in beiden Städten bis heute aufrechterhalten und stärkte die Verbundenheit zwischen Mannheim und Toulon.
1995 wurde Jean-Marie Le Chevallier, Mitglied der rechtsradikalen Front National, zum Oberbürgermeister von Toulon gewählt. Die Stadt Mannheim ließ daraufhin die offiziellen Bande ruhen, die partnerschaftlichen Aktivitäten der Bürgerinnen und Bürger aus Toulon und Mannheim liefen jedoch weiter.

In den 2000er Jahren wurden die offiziellen Kontakte zwischen Mannheim und Toulon unter dem neuen Oberbürgermeister von Toulon, Hubert Falco, wieder aufgenommen. Es folgten Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der Partnerschaft im Jahr 2009 und weitere gemeinsame Veranstaltungen, darunter Konzerte, Ausstellungen und offizielle Delegationsreisen. Nach den schrecklichen Terroranschlägen im November 2015 in Frankreich fanden in Mannheim Trauer- und Kondolenzveranstaltungen statt.

Trotz der Herausforderungen durch die COVID-19-Pandemie gab es auch in den 2020er Jahren virtuelle Begegnungen und Austausche zwischen den Städten. Die Partnerschaft wurde weiter gestärkt durch gemeinsame Teilnahmen an Konferenzen und Veranstaltungen sowie durch die Entwicklung neuer Schulpartnerschaften und den Austausch zwischen Vereinen und Kirchengemeinden. So plante die Stadt Toulon virtuell am Garten der Partnerstädte mit, der zur BUGA 23 mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Partnerstädten feierlich eröffnet wurde.

Heute besteht die Partnerschaft zwischen Mannheim und Toulon weiterhin durch zahlreiche Schulpartnerschaften, regelmäßige Besuche von Vereinen und Kirchengemeinden sowie durch gemeinsame Projekte und Veranstaltungen auf verschiedenen Ebenen der Zivilgesellschaft. 2023 hat die Stadt Mannheim in Kooperation mit dem Institut français eine erste Schulpartnerschaft zwischen den Grundschulen Franklin und Ernest Renan etabliert. Das Institut français hat sein Angebot an Sprach-AGs an Grundschulen im Schuljahr 2023/24 auf sechs AGs in fünf Mannheimer Ganztagsgrundschulen ausgeweitet. Es wird angestrebt, für diese AGs weitere Grundschulpartnerschaften mit Toulon zu etablieren.

 

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